Foto: Nick St.Oegger/Patagonia
Vjosa, einer der letzten europäischen Wildflüsse, wird zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas
Gemeinsame Pressemitteilung des albanischen Ministeriums für Tourismus und Umwelt, der IUCN und Patagonia
ALBANIEN, 15. März 2023 – Der Fluss Vjosa in Albanien, einer der letzten Wildflüsse Europas, erhält heute von der albanischen Regierung den Status eines Nationalparks und wird damit zum ersten Wildfluss-Nationalpark in Europa. Künftig wird die Vjosa als lebendiger, frei fließender Fluss zum Wohle von Mensch und Natur erhalten bleiben. Dies ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen der albanischen Regierung, lokalen und internationalen Expert:innen, Umwelt-Nichtregierungsorganisationen der Kampagne «Save the Blue Heart of Europe» sowie der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) und dem Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia.
Die Vjosa und ihre Hauptzuflüsse fließen über 400 Kilometer frei vom Pindus-Gebirge in Griechenland, wo sie Aoös genannt wird, bis zur Adriaküste in Albanien. Der Fluss und seine Umgebung sind Ökosysteme mit einer beachtlichen biologischen Vielfalt und beherbergen über 1.100 Tierarten, darunter 13 weltweit bedrohte Tier- sowie zwei Pflanzenarten.
Der Vjosa-Wildfluss-Nationalpark schafft Lösungen für die Herausforderungen, mit denen der Fluss konfrontiert ist, wie Wasser- und Bodenverschmutzung, Abfallwirtschaft und Abholzung. Darüber hinaus bietet der Wildfluss-Nationalpark durch verantwortungsvollen Tourismus wirtschaftliche Chancen für die örtliche Gemeinde und wird dazu beitragen, das Problem des Bevölkerungsrückgangs in dem Gebiet zu lösen.
Die Einstufung in die IUCN-Kategorie II als Status eines Nationalparks bedeutet, dass die Vjosa nach den höchsten internationalen Standards vollständig sowohl national als auch grenzüberschreitend geschützt wird, um ihre ökologische Integrität zu gewährleisten, natürliche Prozesse zu ermöglichen und die Populationen aller einheimischen Arten zu erhalten. Die Ausweisung erfolgt in zwei Phasen, wobei Phase I heute (15. März 2023) ausgerufen wird:
- In Phase I erhält das aktive Flussbett des Flusses den Status eines Nationalparks. Hinzu kommen einige Ländereien und die Flussvegetation innerhalb des aktiven Flussbettes sowie solche, die von Überschwemmungen oder Erosionen bedroht sind – insgesamt über 400 Kilometer. Das Gebiet wird als ein Nationalpark verwaltet und soll bis Anfang 2024 voll betriebsfähig sein.
- In Phase II werden in den kommenden Jahren weitere frei fließende Nebenflüsse und Gebiete, die für das Ökosystem des Flusses wichtig sind, sowie einige Privatgrundstücke nach Rücksprache mit den Interessengruppen hinzukommen.
Patagonia, die IUCN und die Nichtregierungsorganisationen der Kampagne “Save the Blue Heart of Europe” setzten sich die letzten acht Jahren für den Schutz der Wildflüsse auf der Balkanhalbinsel ein. Im Jahr 2021 finalisierte die IUCN eine Studie, die zeigt, wie die Anwendung der IUCN-Schutzgebietsstandards den Gemeinden und der biologischen Vielfalt im Vjosa-Tal zugutekommen würde.
Im Juni 2022 kamen der albanische Premierminister Edi Rama, die Ministerin für Tourismus und Umwelt, Mirela Kumbaro, und der CEO von Patagonia, Ryan Gellert, bei einer Zeremonie in Tirana zusammen, um gemeinsam die Verpflichtung zur Schaffung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks zu unterzeichnen. In den letzten neun Monaten hat ein Team von mehr als 30 lokalen und internationalen Expert:innen aus den Bereichen Ökotourismus, Geomorphologie, Ökologie, Planung und Management von Schutzgebieten, nachhaltige Finanzierung von Nationalparks, Gesetzgebung sowie Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung umfangreiche Feldarbeit geleistet und eingehende Analysen durchgeführt. Auch die Konsultation von Interessengruppen und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wurden in den Prozess einbezogen. Gleichzeitig leitet die albanische Regierung gemeinsam mit der griechischen Regierung einen Prozess zur Schaffung des grenzüberschreitenden Aoös-Vjosa-Parks ein, der das höchste Schutzniveau für den gesamten Fluss, von der Quelle bis zum Meer, in beiden Ländern anstrebt.
Mirela Kumbaro Furxhi, Ministerin für Tourismus und Umwelt, Albanien:
«Die Vjosa ist ein Symbol der menschlichen Geschichte und auch ein sehr wichtiger Teil der Geschichte unseres Landes. Vielleicht hat Albanien nicht die Kraft, die Welt zu verändern, aber es kann erfolgreiche Modelle zum Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Ressourcen schaffen, und wir sind stolz darauf, die Gründung dieses ersten Nationalparks an einem der letzten wilden Flüsse Europas bekannt zu geben. Die albanische Regierung hat die mutige Entscheidung getroffen, einen 12.727 Hektar großen Nationalpark zu schaffen, zu dem auch die 190 Kilometer lange Vjosa gehört, an der seit Jahrhunderten mehr als 60.000 Menschen leben.»
«Jetzt beginnt eine neue Phase – die Ausarbeitung des Managementplans, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben auf nachhaltige Weise zu gestalten. Dies ist unsere Vision: eine nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung, die die biologische Vielfalt schützt und den Menschen die Möglichkeit gibt, in ihrer Heimat zu wachsen.»
Ryan Gellert, CEO, Patagonia:
«Diese einzigartige Zusammenarbeit zwischen Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ist ein Beweis für die Kraft kollektiven Handelns und wir hoffen, dass sie andere dazu inspiriert, sich zusammenzuschließen, um die uns verbliebenen wilden Orte auf sinnvolle Weise zu schützen. Wenn wir heute am Ufer der Vjosa stehen, erfüllt es uns mit Demut, zu wissen, dass dieser außergewöhnliche Fluss und seine Tierwelt für immer erhalten bleiben werden.»
Boris Erg, Director, European Regional Office, IUCN:
«Der heutige Tag ist ein Meilenstein für die Menschen und die Artenvielfalt in Albanien. Die IUCN beglückwünscht die albanische Regierung zu ihrer Führungsrolle und ihrem Ehrgeiz und ist bereit, die Umsetzung der Entscheidung zur Ausweisung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks zu unterstützen. Wir laden andere Regierungen in der Region, und auch darüber hinaus, ein, ähnlichen Ehrgeiz zu zeigen und dabei zu helfen, das wichtige Ziel zu erreichen, bis 2030 30 Prozent des Planeten zu schützen.»
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Über die Vjosa in Albanien
Der Fluss Vjosa in Albanien ist einer der letzten großen, wilden Flüsse in Europa außerhalb Russlands. Der Fluss und seine Nebenflüsse fließen frei von den Bergen in Griechenland bis zur Adriaküste in Albanien. Dieses Wildnisgebiet besteht aus einem riesigen Mosaik verschiedener Lebensraumtypen, von den engen Schluchten im oberen Teil über die breiten, verzweigten Flussabschnitte im mittleren Teil bis hin zum naturnahen Delta an der Adria. Allein der mittlere Abschnitt besteht aus mindestens acht Lebensraumtypen, die auf EU-Ebene die höchste Bedeutung für die Erhaltung haben.
Das umliegende Wassereinzugsgebiet bietet den Dörfern fruchtbares Land für landwirtschaftliche Tätigkeiten wie Ackerbau und Viehzucht. Der Fischreichtum und die Fischvielfalt sind für das Wohlergehen der lokalen Fischer:innen, vor allem im unteren Teil der Vjosa, von entscheidender Bedeutung. Der Ökotourismus auf der Vjosa und ihren Nebenflüssen nimmt ständig zu, vor allem in den letzten Jahren, da sich immer mehr Liebhaber:innen für Aktivitäten wie Rafting, Kanu- und Kajakfahren sowie Schwimmen finden.
Über das Ministerium für Tourismus und Umwelt
Das Ministerium für Tourismus und Umwelt ist die Regierungsbehörde, die für die Ausarbeitung und Umsetzung politischer Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, Schutz des Klimawandels, nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt, nachhaltige Entwicklung von Wäldern und Weiden, Überwachung der Wasserqualität sowie für die Gestaltung und Umsetzung der Tourismuspolitik zuständig ist. Das Ministerium für Tourismus und Umwelt ist im Rahmen der einschlägigen Rechtsvorschriften tätig, die die Natur und die biologische Vielfalt, einschließlich Flora und Fauna, den Schutz des Bodens vor Erosion und Verschlechterung, den Schutz der natürlichen Landschaft, den Schutz wild lebender Tiere und gefährdeter Arten sowie Schutzgebiete betreffen. Im September 2021 wurde Mirela Kumbaro Furxhi zur Ministerin für Tourismus und Umwelt ernannt. Sie ist damit die erste Frau in Albanien, die das Amt der Ministerin für Tourismus und Umwelt bekleidet.
Über IUCN
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist eine Mitgliedsorganisation, die sich sowohl aus staatlichen als auch aus zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammensetzt. Sie nutzt die Erfahrung, die Ressourcen und die Reichweite ihrer mehr als 1.400 Mitgliedsorganisationen und den Beitrag von mehr als 15.000 Expert:innen. Die IUCN ist die weltweite Autorität in Bezug auf den Zustand der Natur und die zu ihrem Schutz erforderlichen Massnahmen.
Über die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN
Die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN™ ist die weltweit umfassendste Informationsquelle über den globalen Gefährdungsstatus von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Sie steht allen offen und wird von staatlichen Stellen, gemeinnützigen Organisationen, Unternehmen und Einzelpersonen genutzt.
Über Patagonia
Wir sind im Geschäft, um unseren Heimatplaneten zu retten.
Das 1973 von Yvon Chouinard gegründete Unternehmen Patagonia Works („Patagonia“) ist eine zertifizierte B-Corporation mit Sitz im kalifornischen Ventura. Als Gründungsmitglied von „1% for the Planet“ ist das Unternehmen international für seine Produktqualität und sein Umwelt-Engagement bekannt. Die einzigartige Eigentümerstruktur verdeutlicht, dass die Erde Patagonias einzige Anteilseignerin ist: Gewinne, die nicht in das Unternehmen reinvestiert werden, werden als Dividenden zum Schutz des Planeten ausgeschüttet.
Patagonia betreibt seine Geschäftsbereiche Bekleidung und Equipment, Lebensmittel und damit verbundene Bereiche über die folgenden Tochtergesellschaften: Patagonia, Inc. (Bekleidung und Equipment), Patagonia Provisions (Lebensmittel), Patagonia Media (Bücher, Filme und Multimediaprojekte), Fletcher Chouinard Designs, Inc. (Surfboards), Tin Shed Ventures, LLC (Investitionen) und Worn Wear, Inc. (gebrauchte und upgecycelte Kleidung) sowie Great Pacific Child Development Center (Kinderbetreuung und -entwicklung vor Ort).
Pressekontakt:
Anke von Birckhahn, patagonia@outkomm.com, +41 71 755 66 91